Im Showcase Magazin 03/2017 schreibt Judith Lindemann zum Thema "Nostalgiemusik".
Im Showcase Magazin 03/2017 schreibt Judith Lindemann zum Thema "Nostalgiemusik".

Interview mit der Journalistin Lydia Heckl (April 2011)

Hallo Judith! Seit 2007 betreust du unter JL Künstlermanagement Künstlerprogramme bei Veranstaltungen, schwerpunktmäßig im Stil der 20er bis 50er Jahre, und übernimmst dabei sowohl die Konzeption als auch die Umsetzung und machst zudem auch die Veranstaltungsorganisation vor Ort. Um was für Veranstaltungen handelt es sich hier?


Vom Konzert über eine Galaveranstaltung, von der Firmenweihnachtsfeier bis hin zur ganz besonderen Silvesterparty - das ist ganz unterschiedlich. Zu meinen Kunden zählen sowohl Privatleute als auch Firmen wie auch Vereine.

Was macht deine Arbeit zu etwas besonderem für dich?


In erster Linie der persönliche und offene Umgang mit den Künstlern und Kunden. Meine Arbeit basiert auf Werten wie Vertrauen und Zuverlässigkeit. Sie zeichnet sich durch eine gute Kommunikation und eine klare Linienführung aus. Ziel ist es sowohl Kunden als auch Künstler glücklich und zufrieden zu sehen.

Worin liegt dabei die besondere Herausforderung?


Ich bin nicht nur für meine Künstler unterwegs, sondern noch dazu als Managerin von Events –  hier  ist  mein Organisationstalent gefragt. Außerdem kann es im Rahmen meiner Arbeit schon mal vorkommen, dass ich bei Veranstaltungen Jobs erledige, die eigentlich gar nicht zu meinem Aufgabengebiet zählen: Zum Beispiel den Empfang von Gästen zu übernehmen oder darauf achten, dass Künstler, die schon seit Stunden arbeiten, zwischendurch etwas essen können.  Es ist wichtig, alles bis ins Detail im Blick zu haben und schnell zu reagieren.

Worin liegen deine Stärken?


Im Multitasking! Ich bin gut organisiert, arbeite schnell und strukturiert. Genau hier liegen meine Stärken. Ich kann die richtigen Menschen zur richtigen Zeit zusammenführen, so dass sie  auf  Augenhöhe zusammenarbeiten. Ich schaffe Netzwerke: Vom Kunden zum Künstler, vom Künstler zum Grafikdesigner, vom Texter zum Kunden etc. Das Ergebnis ist ein gutes Miteinander. Akzeptanz, respektvoller Umgang und die Freude an unserem gemeinsamen „TUN“ ist die kreative Plattform, auf der wir uns bewegen.

Inwiefern siehst du einen Bedarf am Managen von Künstlern?


Meine Erfahrung ist, je besser die Künstler in ihrer Darbietung sind, umso weniger sind sie in der Lage, mit Know-how ihre Kunst zu verkaufen. Genau hier ist meine Nische, quasi als die, die die Fäden spinnt für ein kraftvolles Miteinander.  

Deine Arbeit im Detail...?


Bei Bedarf helfe ich dem Künstler beispielsweise bei der Überarbeitung der kompletten Werbematerialien, beim Verfassen von Pressetexten, bei  der Neugestaltung der Website und des  Logos und so weiter...das kann bis zu Schminkschulungen führen! Dabei arbeite ich eng mit einem engagierten Team aus Textern, Grafikdesignern und Fotografen zusammen. Außerdem regele ich alles finanzstarke. Zum Beispiel versuche ich die Gagenforderungen der Künstler – immer im Rahmen der Möglichkeiten - beim Kunden umzusetzen, was mir persönlich am Herzen liegt.

Wie sieht das Komplettpaket für den Kunden aus?


Dadurch dass ich auf ein großes Netzwerk an Künstlern zurückgreife, habe ich für jeden Kunden die passenden Künstler parat. Außerdem helfe ich beim Erstellen von Einladungen – vom Text bis hin zum Design, vermittele Fotografen und Kameramann (in diesem Fall: eine Kamerafrau) und sorge für einen perfekt organisierten Ablauf des Events. Dabei gehe ich individuell auf die Ansprüche und Erwartungen jedes Kunden ein und schnüre das richtige Paket zum richtigen Preis.

Was ist dein Anspruch an gute Künstler?


Ich habe einen hohen Qualitätsanspruch an die Künstler. Sie sollten ihr  Handwerk perfekt beherrschen,  Ausstrahlung mitbringen und dienstleistungsorientiert sein. Sind diese Kriterien erfüllt, entwickelt sich eine gute Zusammenarbeit.
Ich mische mich nicht in das Programm der Künstler ein.
Meine Aufgabe ist es, mich um ein gut funktionierendes Drumherum zu kümmern. Ein gutes Beispiel ist die Künstlerinnen – Gruppe  „The Petit Fours“. Die Produzentinnen der Show haben alles von Anfang an richtig gemacht: Schöne Website, tolles Logo, Requisiten in Spitzenqualität. Sie wollen es nicht einfach nur billig, sondern gehen ins Detail. Wir haben denselben Anspruch und deshalb funktioniert die Zusammenarbeit auch wirklich reibungslos.

Was ist der Anspruch an dich selbst?


Ich selbst möchte nicht auf der Bühne stehen, sondern agiere im Hintergrund. Mein Anspruch an mich selbst ist es, das bestmögliche Ergebnis für Kunden und Künstler auf der Basis eines gut funktionierenden Netzwerks zu kreieren. Die Balance zwischen Geben und Nehmen zu schaffen. Ziel ist es, alle Seiten glücklich zu sehen: Die Künstler werden mit Applaus belohnt und der Kunde erhält das Dankeschön seiner Gäste.

Ende gut, alles gut: Wie sieht das perfekte Ende einer gelungenen Veranstaltung für dich aus?


Zufriedene Kunden, entspannte Künstler, die gerne ihren Job gemacht haben, und eine insgesamt glückliche Stimmung. Wenn das alles passt...perfekt!

Hast du mit JL Künstlermanagement besondere Pläne für die Zukunft?


Ja! Ich möchte ein Straßentheaterfestival ins Leben rufen. Diesen Traum möchte ich mir erfüllen…

Wie ist es dazu gekommen?


2009 habe ich bei der Kultursommereröffnung des Landes Rheinland Pfalz in meiner Heimatstadt Worms ein Straßentheaterfestival erlebt –  Es war Liebe auf den ersten Blick. Selten war ich so fasziniert, so gefangen von einem Event.

Wie genau hast du dieses erste Straßentheaterfestival erlebt?


Drei Tage lang bin ich durch die Fußgängerzonen gezogen und habe die schönsten Aufführungen gesehen. Ich habe mich fast wie ein kleines Kind gefühlt, so neugierig und verspielt. Ich habe erlebt, wie erwachsene Menschen auf der Straße stehen bleiben, sich darauf einlassen ins Geschehen mit eingebunden zu werden, sich verzaubern lassen, mitgerissen werden. Diese Freude in allen Gesichtern – das war wirklich unbeschreiblich! Ebenso wie sich Groß und Klein, Jung und Alt, Arm und Reich gemischt haben und den Künstlern Respekt gezollt haben.  

Wie ging es dann weiter?


Schon ein paar Monate später habe ich das internationale Straßentheaterfestival in Ludwigshafen besucht und war anlässlich des 20-jährigen Mauerfalls bei den „Riesen in Berlin“. Schon allein der Trailer zu den „Riesen“ hat mich fasziniert.  Irgendwann habe ich gezielt gegoogelt, weil ich wissen wollte, ob es mehr solcher Aktionen in Deutschland gibt. Durch ein Telefonat mit dem Kultursommer Rheinland Pfalz habe ich erfahren, dass insgesamt nur drei größere, bekanntere Straßentheaterfestivals in Deutschland angeboten werden.

Was sind Deine Lieblingsacts, die du bisher im Rahmen von Straßentheaterfestivals gesehen hast?


Zunächst einmal wäre da „Da Motus“ – Diese Gruppe tanzt durch die Stadt, bezieht die Architektur mit ein, schlängelt sich um die Passanten herum. Sie haben eine unbeschreibliche Energie und ziehen alle in ihren Bann. Dann „Osadia“ – innerhalb von 20 Minuten gestalten sie Kunstwerke auf den Köpfen der Menschen. Dabei könnte ich stundenlang zusehen, weil sie so unendlich kreativ sind. Die Auserwählten tragen später voller Stolz ihre Haarpracht durch die Stadt und genießen die Aufmerksamkeit, die man ihnen entgegenbringt. Und last but not least „Die Riesen in Berlin“ von Royal de Luxe, die Krönung des Ganzen. Dabei handelt es sich um eine 12 Meter und um eine 15 Meter große Puppe, die unglaublich echt wirken. Als ich die 'kleine' Riesin das erste Mal gesehen habe, war ich hin und weg. Es ist wirklich überwältigend zu erleben, wie man buchstäblich in eine andere Welt gezogen wird und beobachten kann, wie Erwachsene zu kleinen Kindern werden.  

...dein Impuls, das Straßentheaterfestival in Deutschland mehr zu etablieren?


Ich habe schon bei meinem ersten Straßentheaterfestival in Worms mitbekommen, dass - obwohl in der Presse – die Menschen nicht so richtig davon etwas mitbekommen haben. Außerdem weiß keiner wirklich, um was genau es sich bei einem Straßentheaterfestival tatsächlich handelt.
Es geht hier nicht um ein paar Künstler, die ein bisschen auf der Straße jonglieren! Das sind richtige Kompanies/Produktionen, die von den Städten gebucht werden. Von daher möchte ich gerne ein eigenes Straßentheaterfestival ins Leben rufen, das Ganze richtig kommunizieren und letztendlich etablieren. Ich möchte dieses Gefühl nach Deutschland bringen, sehen wie das die Menschen glücklich macht und sie beschwingt von einem einzigartigen Erlebnis strahlend nach Hause gehen.  

Hast du da schon konkrete Pläne wie du weiter vorgehst?


Ja. Im Sommer fahre ich auf eines DER großen Straßentheaterfestivals nach Frankreich und schnuppere richtig rein in die große, weite Welt des Straßentheaters. Den Rest möchte ich noch nicht verraten…

Da heißt es: Daumen drücken und gespannt sein, wie es weiter geht. Vielen Dank für das Gespräch!